Impressum/Disclaimer
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Litera
860 116 |
Die
Heiden von Kummerow |
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Seite 1
Ehm Welk über sein Buch
DIE HEIDEN VON KUMMEROW
Das Heidendöpen
Seite 2
Der Kirchturm von Kummerow
Ehm Welk liest DIE MARTINSGANS |
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Erzähler
Kontor Kannegießer
Martin Grambauer
Johannes Bärensprung
Traugott Fibelkorn
Hermann Wendland
Ulrike |
Hanns
Anselm Perten
Karl
Brenk
Dieter
Fuchs
Hans-Dieter Leh
Bernhard Ulrich
Wolfram Beyer
Bettina Reich |
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Regie: Theodor Popp
Manuskript: Konrad Reich |
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COVERTEXT
Bestseller nennt man Werke
der Literatur, die in einem begrenzten Zeitraum die höchsten Auflagen
erreichen. Bezogen auf ein einzelnes Werk, umfaßt dieser aus dem
Englischen kömmende Begriff im weitesten Sinne die Zahl aller gedruckten
Exemplare ohne Rücksicht auf Zeit oder Raum. Sicher, der Begriff der
"höchsten Auflage" ist ein unbestimmter und relativer. Aber solange
es Bücher gibt, wird nach den erfolgreichsten gefragt.
Unterzöge man sich einmal
der Mühe, die populärsten Bücher der letzten 25 Jahre zu
ermitteln, dann gehörte ein Buch dazu, dessen zeitlich schier unbegrenzter
Dauererfolg selbst die phantasiebegabtesten Kritiker und Verleger nicht
ahnen konnten. Sein Titel: DIE HEIDEN VON KUMMEROW. Der Name seines Autors:
EHM WELK. In einem norddeutschen Dorf vor dem ersten Weltkrieg. Im Bewußtsein
der Kummerower Bauem und Landarbeiter haben sich trotz aller Verdikte aus
der Kirche und aus dem Schlosse die Überlieferungen der heidnischen
Ahnen erhalten, so daß der poltrige Pastor Breithaupt und der liebenswerte
Kantor Kannegießer vergeblich alle Mühe aufwenden, die Dorfkinder
zu obrigkeitsfrommen Christenmenschen zu erziehen. Der naiv-kluge Martin
Grambauer - ein Abbild wohl des jungen Ehm Welk - nimmt entgegen den Erwartungen
die die Ordnungshüter in ihn, den Schulersten, setzen, an der verbotenen
Heidentaufe einem Wettstehen im frühlingskalten Mühlbach - teil,
bei dem sein Freund, der ewig hungrige Nachtwächterenkel Johannes
Bärensprung, den Sieg davonträgt. Aber es ist nur ein Scheinsieg,
weil kein Mädchen Königin sein will, wenn der Junge aus dem Armenhaus
der König ist. Denn auch in dem Kummerower Kinderparadies wirken sich
die sozialen Unterschiede aus. Also distanziert sich Pastors Ulrike von
ihrem Freund Martin. Die Lehren ihrer Väter tragen ihre Früchte:
die des geistlichen Herren und die des atheistischen Dorfphilosophen. Soll
indessen einem Tierquäler das Handwerk gelegt wenden, soll Krischan,
der alte, heimotlose Kuhhirte und phantasievolle Schnurrenerzähler,
vor obrigkeitlichen Übergriffen beschützt werden, dann halten
die Kinder zusammen, überwinden die Grenzen, die ihre Eltern zwischen
Reichen und Armen zu ziehen sich mühen, und geben den Erwachsenen
Beispiele für Gerechtigkeitswillen, Herzensgüte und Ehrfurcht
vor dem Leben.
"Und so sind auch die 'Kummerows'
keine Bücher der Lausbubenstreiche, ich, Ehm Welk, schrieb sie, als
Ungemach, Niedertracht und Sorge mir Gegenwart und Zukunft verstellen wollten.
Ich Iieß die Unzulänglichkeiten stehen und ging den Weg zurück
ins Land meiner Kindheit."
Am 29. August 1884 wurde Ehm
Welk in dem uckermärkischen Dorf Biesenbrow geboren. Dort und in Vorpommem
verlebte er seine Jugend; die Landschaft und die Menschen seiner Heimat
sind dem Leser der KUMMEROW-Bücher, die autobiogrophischen besten
Teil der Kindheit Ehm Welks widerspiegeln, wohl vertraut.
Seine Mutter, eine redliche
pommersche Bauerntochter voller natürlicher Zärtlichkeit, sein
Vater, ebenfalls aus einer alten Bauemfamilie stammend, intelligent, ein
kritischer Geist, dem der Sohn Jahrzehnte später in der LEBENSUHR
DES GOTTLIEB GRAMBAUER seine liebevolle Reverenz erweist. "Die Mutter wollte',
so berichtete Ehm Welk, "daß ich Pastor werde, der Vater war für
den Lehrerberuf, jeder wollte etwas anderes, und da sie sich nicht einigen
konnten, wurde ich Journalist." Und in der Tat, Ehm Welk wurde' 1905 -
nachdem er ein Jahr vorher seine joumalistische Laufbahn in Stettin als
Hilfsredakteur begann - in Bremerhaven Chefredakteur einer kleinen Zeitung.
Er war damals 21 Jahre alt und damit der jüngste Chefredakteur Deutschlands.
Lange Jahre blieb er den Zeitungen treu. Zwischendurch fuhr er zur See.
Als DER NACHTMANN Thomas Trimm lernte er das Leben in den USA kennen. Heimgekehrt,
lebte er mehrere Jahre als Schriftsteller in Berlin und schrieb revolutionäre
Theaterstücke, von denen GEWITTER ÜBER GOTLAND und KREUZABNAHME
unter der Regie Erwin Piscators, eines der bedeutendsten progressiven Regisseure
der zwanziger Jahre, an der Volksbühne aufgeführt wurden.
Von 1928 on war Ehm Welk Chefredakteur
der "Grünen Post", damals Deutschlands auflagenstärkstem Wochenblatt;
1934 kritisierte er öffentlich den Faschismus, wurde verhaftet und
ins Konzentrationslager Oranienburg gebracht. Der entschiedene Protest
ausländischer Journalisten führte seine Entlassung herbei, doch
er erhielt striktes Schreibverbot und übersiedelte in den Spreewald.
Jahre später gestattete man ihm das Schreiben belletristischer Bücher.
Jetzt entstanden die KUMMEROWS.
Das berühmteste, DIE
HEIDEN VON KUMMEROW, beginnt mit den Worten: Ein alter, von Büchern
gestützter 'Glaube will wissen, das irdische Paradies habe in Vorpommem
gelegen; dem Schulzen Christian Wendland sagte sogar seine innere Stimme,
es könne nur bei Kummerow im Bruch hinterm Berge gelegen haben. Der
Erzähler, auch ein Kummerower, hat beim Nachforschen zwar nicht die
Wiege der Menschheit gefunden, aber, wie er glaubt, ein Stückchen
vom Schaukelfuß dieser Wiege. Woher sonst als aus dem Paradies könnte
die Verzierung auf dem ausgegrabenen Holzstück stammen: ein Gesicht,
nicht jung und nicht alt, nicht eines Engels und nicht eines Teufels, einfach
ein Menschengesicht, das lacht. Die Berufenen mögen es nachprüfen.
Darum widmet der Verfasser das Buch allen jungen Herzen!'
Konrad Reich |
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