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Liebe Mädel und Jungen!
Wer Mark Twains Kinderbücher
"Tom Sawyers Abenteuer und Streiche" und "Huckleberry Finn" gelesen hat,
wird sich freuen, eines der vielen Abenteuer der beiden kleinen Freunde
auf einer Schallplatte miterleben zu können. Unsere Schallplatte ist
entstanden nach dem Theaterstück "Tom Sawyers großes Abenteuer",
geschrieben von dem tschechoslowakischen Schriftsteller Hanus Burger und
dem deutschen Schriftsteller Stephan Heym. Schon vor dem zweiten Weltkrieg
beschlossen die beiden befreundeten Schriftsteller,
nach Mark Twains Erzählungen
ein Theaterstück zu schreiben. Doch bevor es zur Aufführung kommen
konnte, besetzten Hitlertruppen die damalige Tschechoslowakei und verhafteten
alle Menschen, die für Freiheit und Gleichberechtigung kämpften.
Hanus Burger und Stephan Heym flohen nach Amerika, kehrten aber nach Beendigung
des Krieges wieder nach Europa zurück und trafen sich 1950 wieder
in Prag. Hanus Burger hatte das Manuskript zu ihrem Theaterstück gut
aufgehoben, es wurde gleich eine Abschrift gemacht und nach Wien geschickt,
und dort erlebte dann auch "Tom Sawyers großes Abenteuer" seine Uraufführung.
In der Deutschen Demokratischen Republik wurde es zum ersten Mal in Halle
aufgeführt, zur großen Begeisterung aller Kinder, die es sahen.
Und seitdem gehört "Tom Sawyers großes Abenteuer" zu den beliebtesten
Jugendstücken an unseren Theatern. Aber nicht nur bei uns, sondern
auch in vielen anderen Ländern wird es gespielt, zur Freude aller
Kinder, die es sehen. Und damit nun immer mehr Kinder "Tom Sawyers großes
Abenteuer" miterleben können, haben wir uns ganz einfach gedacht,
eine Schallplatte davon zu machen. Damit Ihr Euch nun aber so richtig das
Leben in Amerika von 1865 vorstellen könnt, möchte ich Euch etwas
von Mark Twain erzählen.
Mark Twain wurde 1835 in Florida,
einer Stadt im Staate Missouri geboren. Sein eigentlicher Name war aber
ganz anders, er hieß Samuel Langhorne. Wie er zu "Mark Twain" gekommen
ist, werdet Ihr noch erfahren. Samuel also verlebte seine Kindheit am Ufer
des großen Mississippi-Stromes, auf dem damals die ersten Dampfschiffe
verkehrten. Er war gut Freund mit den Kindern der Negerfamilien und den
Kindern der zugewanderten Familien. Denn da das Land noch nicht so dicht
besiedelt war wie heute, brachten die ankommenden Dampfschiffe immer neue
Einwanderer mit, die den Einheimischen viele interessante Neuigkeiten aus
der großen Welt erzählten. Samuel konnte nicht genug davon zu
hören bekommen, und oft saß er am Ufer des gewaltigen Stromes,
sah den Dampfschiffen nach und träumte davon, selbst einmal auf so
einem großen Schiff in die weite Welt zu fahren. Aber das waren nur
Träume, das Leben wurde erst einmal sehr hart für ihn. Sein Vater
starb, als er 12 Jahre alt war, und er mußte sich nun selbst sein
Geld zum Leben verdienen. Er wurde Setzerlehrling in einer Druckerei. Als
er 15 Jahre alt war, ging er auf die Wanderschaft, die ihn durch viele
Städte Amerikas führte. Er arbeitete in Druckereien und Zeitungsbüros
und schrieb seine erste Kurzgeschichte. Mit 17 Jahren wurde Samuel Lotse
auf einem Mississippi-Dampfer und aus dieser Zeit stammt auch sein neuer
Name. Wenn sich das Schiff einer
gefährlichen Stelle näherte,
die nur zwei Faden tief war, dann rief der Lotse dem Kapitän zu: Mark
twain!
Später versuchte Mark
Twain sein Glück als Goldgräber. Doch bald gab er dieses fruchtlose
Bemühen auf und arbeitete wieder für die Zeitung, diesmal als
Reporter. Und hier entstanden seine ersten humorvollen Erzählungen,
die ihn im Volke sehr schnell berühmt und beliebt machten.
In dieser Zeit brach in Amerika
ein Bürgerkrieg aus, weil die Unterdrückung der Neger von vielen
Menschen verurteilt wurde. Auch Mark Twain wurde ein erbitterter Gegner
der Sklaverei, aber er sah, daß auch das Ende des Krieges den Negern
nicht die ersehnte Freiheit gebracht hatte und begann, all seine Beobachtungen
und Gedanken darüber in seinen zahlreichen Geschichten und Romanen
niederzuschreiben. Als er aufgefordert wurde, im Staate Virginia eine eigene
Zeitung herauszugeben, tat er das mit großer Freude, konnte er sich
doch nun ganz seinem Erzählertalent widmen. In all seinen vielen Büchern,
Reportagen und Reiseerlebnissen kommt immer wieder seine Liebe zu den Menschen
zum Ausdruck, ob es nun Amerikaner, Neger oder Indianer sind. Er liebte
sein Land, er kannte die Menschen mit ihren Sorgen und Freuden und ihrer
Sehnsucht nach Freiheit und Frieden. Als er 1910 starb, wurde er betrauert
von allen unterdrückten Menschen, besonders aber von den Kindern in
aller Welt, denen er so viele schöne Kinderbücher geschenkt hatte.
So, liebe Mädel und Jungen,
Ihr werdet nun natürlich fragen, was für ein großes Abenteuer
die beiden kleinen Freunde Tom und Huck zu bestehen hatten!
Um das genau zu erfahren,
müßt Ihr Euch natürlich die Platte anhören; aber ich
will Euch gerne ein bißchen neugierig machen.
Im Jahre 1865 lebten7in einer
Kleinstadt des Mittelwestens der USA zwei Freunde, Tom und Huck. Nein,
eigentlich waren es drei, denn der beste Freund der beiden war der Negerjunge
Muff Potter, der Apothekergehilfe des Dr. Robinson. Die drei waren unzertrennlich
und immer wieder mußte Muff seine spannenden Geschichten vom Schatzsuchen
und von Gespenstern auf dem Friedhof erzählen. Es kümmerte sie
herzlich wenig, daß Muff eine andere Hautfarbe hatte, und gerade
deswegen wurde eines Tages ihre Freundschaft zu Muff auf eine harte Probe
gestellt. Es gab nämlich in Little Wellington, ihrer Heimatstadt,
und nicht nur hier, sondern in den ganzen USA Geschäftsleute und Plantagenbesitzer,
denen es gar nicht recht war, daß die Neger frei sein sollten, und
sie rotteten sich zu geheimen Organisationen zusammen, um durch Terror
und Mord die Bevölkerung davon abzuschrecken, diese Befreiung auch
wirklich wahr werden zu lassen. Eines Nachts nun versammelte sich auf dem
Friedhof von Little Wellington die geheime Organisation der "Brüderschaft
vom nie versagenden Pfeil", um mit dem Apotheker Dr. Robinson abzurechnen,
weil er den Neger Muff Potter als freien Menschen behandelte.
So, nun muß ich aber
aufhören! Nur soviel will ich Euch noch verraten, daß sich Tom
und Huck nach vielen aufregenden Erlebnissen doch noch als wahre Freunde
erweisen und alles zu einem guten Ende kommt. Nun hört Euch die Schallplatte
an und erlebt mit "Tom Sawyers großes Abenteuer"!
Heiner Möbius |