COVERTEXT
Wenn Seemannsgarn zu guten
Seemannsweisen
von Glut und Kälte, Stürmen
und Passaten,
von Schiffen, Inseln, Abenteuerreisen,
von Ausgesetzten, Schätzen
und Piraten,
wenn all der Zauber alter
Heldentaten . . .
wie er von je mein ganzes
Herz bezwungen,
berichtet noch der Weise der
Janmaaten,
auch euch noch reizt, ihr
neunmalklugen Jungen
so lauschet mir denn! Doch
war ich zu vermessen,
will keine Sehnsucht mehr
sich offenbaren,
seid ihr zu nüchtern,
habt wohl gar vergessen,
wer Kingston, Ballantyne und
Cooper waren,
für die ich einst geschwärmt
in jungen Jahren,
so sei 's! Dann will ich schweigend
und bezwungen
mit meinen Helden in die Grube
fahren,
die sie und ihre Werke längst
verschlungen
. . .
Diese Verse stellt Robert Louis
Stevenson an den Anfang seiner Geschichte von der Schatzinsel. Doch seine
darin ausgesprochenen Zweifel, ob das Buch gute Aufnahme finden werde,
erwiesen sich schon zu seinen Lebzeiten als unbegründet. Seitdem das
Buch im Jahre 1883 zum erstenmal erschienen war, folgten unzählige
Auflagen in vielen Sprachen. Auch den Romanen und Erzählungen, die
er in den folgenden Jahren schrieb, blieb der Erfolg treu. Und auch heute
noch sind die Gestalten seiner Bücher lebendig, vermögen sie
wie einst zu fesseln und zu begeistern.
Stevenson wurde nur 44 Jahre
alt.
1850 in Edinburgh geboren,
starb er schon 1894 in "Vailima" - so nannte er sein Haus - auf einer der
Samoa-Inseln in der Südsee. Diese 44 Jahre sind reich an Erlebnissen,
Erkenntnissen - reich an Arbeit, aber auch an Krankheit.
Stevenson, der an der schottischen
Küste aufwuchs, lernte den in der Familie traditionellen Beruf eines
Leuchtturmbauers, aber er mußte sich aufgrund seiner schwachen Gesundheit
nach einer anderen Arbeit umsehen. Er studierte Rechtswissenschaft, konnte
aber nie die Tätigkeit eines Richters aufnehmen, noch eine Anwaltspraxis
eröffnen, denn sein Lungenleiden zwang ihn, Jahre seines Lebens in
europäischen Kurorten zuzubringen, immer in der Hoffnung auf Heilung,
die sich aber nicht erfüllte.
Erst 1890, auf der Samoa-Insel
Upolu, fand er Lebensbedingungen vor, die ihm seine liebste Tätigkeit,
das Schreiben, weitgehend ermöglichten. Mit den drei Kolonialmächten,
die dort noch ihre Herrschaft ausübten - Großbritannien, Deutschland
und die Vereinigten Staaten - hatte er zwar bald Scherereien, aber die
Inselbewohner befreundeten sich mit Stevenson, weil er für sie Partei
ergriff.
In oll diesen Jahren war Stevenson
literarisch sehr produktiv. Noch nicht dreißig Jahre alt, veröffentlichte
er schon erste Essays und Reisebeschreibungen. Bald folgte die "Schatzinsel"
und seine abenteuerlichen Romane "Entführt" (Kidnapped, 1886) und
die Fortsetzung "Catriona". Am bekanntesten aber, neben der "Schatzinsel",
sind seine meisterhaften Erzählungen "Der seltsame Fall des Dr. Jekyll
und des Mr. Hyde", "Der Pavillon auf den Dünen", "Die krumme Janet",
"John Nicholsons unglückselige Abenteuer" und "Will von der Mühle".
Die Geschichte von der Schatzinsel
beginnt an der Küste Englands, zu einer Zeit, da die Taten der Seeräuber
Flint und Ballantyne noch in aller Munde waren, ols sie noch den Alltag
der Seefahrt und des Handels bedrohten. Jim Hawkins, der Held der Geschichte,
knapp vierzehn Jahre alt, wird Zeuge eines Verbrechens in der Gastwirtschaft
der Eltern "Zum Admiral Benbow", eines Verbrechens, das Seeräuber
gegen einen ihrer Kumpane, Bill Bones, planen. Bones hat den Plan vom Versteck
all der Schätze, die der Seeräuberkapitän Flint auf einer
entlegenen Insel versteckt hat. Sie wollen ihm diesen Plan abjagen, aber
Bones erliegt aus Angst und wegen seiner ständigen Sauferei einem
Schlaganfall. Sie kommen zu spät, denn Jim hat das Geheimnis des Planes
von Bones erfahren, nimmt den Plan der Schatzinsel an sich und kann mit
der Mutter in letzter Minute aus dem Hause fliehen. Die Seeräuber
werden verjagt, und Jim überreicht seine Beute Dr. Livesay und dem
Friedensrichter Trelawney.
Der Friedensrichter und der
Doktor beschließen, gemeinsam mit Jim auf die Suche nach dem Schatz
zu gehen. Sie rüsten ein Schiff und heuern eine Mannschaft, um zu
der fernen Insel zu segeln. Damit beginnt für unseren Jim das große
Abenteuer, ein Abenteuer, bei dem er und die Freunde große Gefahren
zu bestehen haben, aber immer wieder gelingt es Jim, die Freunde aus bedrängter
Situation zu retten - mit seiner List und seinen Ideen.
Alle diese abenteuerlichen
Erlebnisse Jims bei der Suche nach Kapitän Flints Schatz, die Kämpfe
von Jim und den Freunden gegen die goldgierigen Seeräuber könnt
ihr auf dieser Schallplatte miterleben. Daß Jims Mutter am Ende glücklich
ist, wenn sie ihren Jungen wieder in die Arme schließen darf, verstehen
wir gut . . .
Dieter Scharfenberg |