COVERTEXT
Also das fing so an: ich fuhr
Fahrstuhl, zusammen mit einer Dame. Plötzlich blieb der Fahrstuhl
stecken. "Das tut er immer!" sagte die Dame ruhig und setzte sich auf einen
Stuhl. Der Direktor hatte nämlich angeordnet, daß im Fahrstuhl
ein bequemer Stuhl steht, damit man das Warten gut übersteht. Es dauerte
aber doch lange. ;,Kannst du mir nicht mal etwas erzählen, aber bloß
nichts Trauriges, es ist schon schlimm genug hier drin", die Dame sah auf
die Uhr, "seit einer halben Stunde beginnt meine Sitzung . . . und ich
soll sie leiten. Also hast du was Lustiges?"
Und da erzählte ich ihr,
was mir so immer mal passiert ist, und ich freute mich, wenn die Dame lachte.
Ja, sie lachte und sagte dabei etwas Ulkiges: "Das machen wir, Alfons,
natürlich, das machen wir!'' Was das bedeutete, merkte ich später:
es hieß, wir machen ein Buch draus. So erschien vor vielen Jahren
das erste Zitterbackebuch und bald drauf das zweite.
Nun hatte ich ja gedacht,
gut, soll die Dame im Fahrstuhl drüber lachen und bitte, wenn sie
ein Buch draus machen will, weil sie bei einem Verlag beschäftigt
ist, bitte schön! Aber daß so viele drüber lachen wollten,
das konnte ich nicht ahnen, weil es doch bloß einfach erzählt
war und kein Kunststück sein sollte.
Aber ich hätte es mir
denken sollen: Denn lachen wollen wir ja alle, selbst wenn man in einem
Fahrstuhl feststeckt und seine Sitzung versäumt, was doch eigentlich
traurig ist. Jedenfalls manchmal.
Ich weiß, es gibt wichtige
Unterschiede zwischen Mensch und Tier, und Lehrer Girtzig hat uns neulich
erklärt, daß die Arbeit das wichtigste Merkmal dafür ist,
was einleuchtet, weil man die Schwänzer, die Abschreiber, also die,
die nicht arbeiten, zum Beispiel Faultier nennt. Aber ich denke, auch das
Lachen unterscheidet Mensch vom Tier. Tiere lachen nicht. Außerdem
ist Lachen gesund, und gesund sein ist Pionierpflicht. Und dann, wenn wir
hier nicht lachen, zwischen Rostock und Zittau, zwischen Frankfurt/Oder
und Eisenach, dann wären wir sozusagen blöd. Papa sagt ja, zuerst
war's nicht einfach in den Zeiten damals nach dem Krieg, als sie das alles
hier aufbauten, doch es heißt, sagt Papa: Wer zuletzt lacht, lacht
am besten. Also lachen wir am besten!
Deshalb waren die Kinder so
verrückt nach den Büchern und lasen und lachten, eine Viertelmillion
mal, das heißt, es lesen ja immer mehrere Kinder ein Buch, in den
Büchereien zum Beispiel, deshalb kann ich mit Stolz und Verlegenheit
sagen: wenigstens eine Million Kinder kennen mich bei uns und haben über
mich gelacht.
Nun hat mein Freund Bruno,
ihr werdet ihn auf der Platte gleich kennenlernen, und ich will vorher
nichts Schlechtes von ihm sagen, Bruno jedenfalls hat gesagt: ich mache
nur Blödsinn! Das stimmt aber nicht. Ich bin doch kein alberner Streichemacher,
und Lust, wen zu ärgern habe ich niemals, wenn man manchmal von Bruno
absieht. Abar es passiert doch so allerhand mit mir, aber manchmal auch
mit Papa und Mama oder mit Opa, und wenn es zu Ende ist, und wenn ich oder
die anderen ausgelacht haben, bin ich ein Stückchen klüger und
vielleicht auch die, die mitgelacht haben, ein Stückchen, manchmal
nur ein Schnipselchen. Das Klügerwerden gehört doch zum Leben
wie das Lachen, und sei es nur in Kleinigkeiten. Wenn man zum Beispiel
nun weiß, wieviel Salz in die Makkaroni kommen, wenn man für
soviel Mann kochen will. Na, wieviel, sieben Pfund oder zwanzig Gramm?
Das wollte ich euch noch sagen,
damit ihr Bescheid wißt!
Euer Alfons Zitterbacke |